Auszug aus dem Nachrichtenblatt 05:
25 Jahre Altenstein
Wenn Engel reisen, lacht der Himmel“, lautet eine alte „meteorologische“ Weisheit und so war es denn auch vom 13. – 15. September 2002, als sich die Angehörigen des JG 52 mit ihren Copilotinnen, Freundinnen und Freunden traditionell in Altenstein trafen.
An die 80 Alte und erfreulicherweise viele Junge bevölkerten die Hofmannsche „Liegewiese“ und wenn auch die Zeit manche Runen in die Gesichter eingegraben hatte und manches Haupt ein wenig weißer – und auch da und dort etwas „heller“ geworden war, wurde eine alte Erkenntnis immer wieder aufs Neue bewiesen, nämlich dass Fliegen jung erhält. Den schlagenden Beweis für diese These trat Hans-Ekkehard Bob an, vermutlich der älteste aktive Pilot Deutschlands, der es sich trotz seiner 86 Jahre nicht nehmen ließ, mit seiner „Robin“ von Freiburg nach Ebern zu fliegen, den „Heimatflughafen“ von Altenstein und uns ein lieber Gast war. Er repräsentierte als „Ehrenkommodore“ auch gleichzeitig das JG 54. Aber auch einige weitere „Rekorde“ wurden gebrochen: Elvira Kienitz, Witwe eines JG-52-Angehörigen, kam aus Südamerika zu uns und Uwe Giese hatte auch dieses Jahr den weiten Weg aus den USA nicht gescheut, um in Altenstein dabei zu sein. Aus Anlass des 25jährigen Jubiläums war auch ein Mitglied der Cactus-Fighter-Staffel der Bundeswehr gekommen. Nach alter Tradition galt der Freitagabend der zwanglosen Runde und der Wiedersehensfreude. Dass dabei die Zeit wie im Fluge verging, konnte man daran erkennen, dass für manche der Schlaf nach Mitternacht eben doch der gesündere ist !
Neben den Neuwahlen, die die Bestätigung der bisherigen Amtsträger erbrachten, nahm insbesondere die Berichterstattung über unser „Nesthäkchen“, die Me 109 G-4 in Speyer, breiten Raum ein.
An die Sitzung schloss sich der gemeinsame Gang zum Kriegerdenkmal zur Totenehrung an, die, von einer Bläsergruppe stimmungsvoll umrahmt, wohl jedem zu Herzen ging. Es ertönte der Geschwadermarsch und die einfühlsamen Worte des jungen Pfarrers Blechschmidt sowie die von tiefem Mitgefühl getragene Ansprache Manfred Leisebeins ließen unseren Toten die Ehre zukommen, die ihnen gebührt und die ihnen auch eine verantwortungslose Nachkriegsgeneration nicht nehmen kann. Mit einem gemeinsamen Gebet und dem Lied vom Guten Kameraden klang die Feier aus, während der die beiden Bücker „Jungmann“ aus Ebern die Gedenkstätte dreimal überflogen.
Petrus lachte noch immer, als es am Samstagnachmittag zu unseren Fliegerfreunden nach Ebern ging. Diese hatten ein zünftiges Flugplatzfest mit allerlei Schmankerln, süßen und deftigen, vorbereitet.
Zu Beginn wurde die alte Geschwaderfahne zünftig am Fallschirm abgeworfen, blieb hämischerweise in einer Stromleitung hängen, konnte aber von einigen Experten mittels Leiter und Gottvertrauen schließlich geborgen werden.
Die beiden Bücker 131 hatten kräftig „zu tun“, um die vielen Flugbegeisterten in die Lüfte zu transportieren und dabei den meisten von ihnen das Erlebnis eines Fluges im offenen Cockpit nahe zu bringen. Hans-Ekkehard Bob fegte mit seiner „Robin“ im Tiefflug über den Platz und bewies, dass er nichts verlernt hatte, wenn auch 150 PS nicht mit 1800 zu vergleichen sind. Aber die bekamen wir in Form einer G-6 im Maßstab 1:4 geboten! Jörg Meyer von der DASA hatte das phantastische Modell gebaut, das bis ins kleinste Detail funktionsfähig war und als die Maschine beim Start auch noch das Fahrwerk „richtig“ einzog, nämlich erst das eine, dann das andere „Beinchen“, blieb manchem Zuschauer nur noch fassungsloses Staunen übrig. Die realistischen Flugvorführungen ließen vergessen, dass es sich um ein Modell handelte, wozu auch die meisterhafte Pilotenleistung von Jörg Meyer erheblich beitrug. Nicht einmal die Rückenwindlandung, die mit einem „Fliegerdenkmal“, allerdings ohne Beschädigung, endete, konnte den vollen Erfolg mindern. Weitere Flugvorführungen schlossen sich an, die mit großem Beifall begrüßt wurden und als kleine Episode sei vermerkt, dass auch Muskelkraft gefragt war.
Hans-Ekkehard Bobs „Robin“ machte „Mucken“ beim Anspringen und die alten Hasen besannen sich gar schnell auf das „Rückwärtsdrehen“ eines ersoffenen Motors.
In Rinnen heiß, muß rinnen auch bei Hans der Schweiß. Die Erfahrung hat zum Glück gezeigt, die Latte wird einfach zurück gegeigt. Wie in der Liebe und im Leben, so muß ein jeder mal sein Bestes geben!
So hing denn einer im Schweiße seines Angesichts an der Luftschraube und kurbelte wie einst beim Schwungkraftanlasser, was der launische Motor nur mit einem höhnischen “Furz” beantwortete. Erst die brachiale Methode des „Einspritzens von außen“ ließ ihn sich auf seine Pflicht besinnen und dann tat er es ganz brav und brachte Hans-Ekkehard Bob sicher heim.
Es war ein schöner Nachmittag; wir wollen auch an dieser Stelle unseren Fliegerfreunden aus Ebern nochmals herzlich danken für die glänzende Vorbereitung und freuen uns schon auf die Wiederholung im nächsten Jahr.
Der 25. Festabend begann mit einer akustischen Überraschung, nämlich dem Tondokument des Anspringens eines DB 605 und drei anschließenden „Überflügen“. Nach Zeugenaussagen sollen sich einige dabei die Ohren zugehalten haben! Von einem uralten Grammophon erklang „Lili Marleen“ und das ehrwürdige Alter der Platte ließ die Stimme Lale Andersens noch rauer klingen, als sie es sowieso schon war. Aber das machte nichts; schließlich werden wir alle mal älter! Nach der Verlesung zahlreicher Grußadressen gab Hans Hofmann einen Rückblick auf 25 Jahre Altenstein und es berührte wohl jeden schmerzlich, als er daran erinnerte, wie viele Ehemalige das erste Treffen im Jahre 1977 noch gesehen hatte und wie wenige davon übrig geblieben sind. Wir wollen an dieser Stelle allen denen, die aus welchen Gründen auch immer, in Altenstein nicht dabei sein können, ein kräftiges „Horrido“ zurufen. Erfreut waren wir besonders darüber, dass auch Pfarrer Blechschmidt unseren Festabend besuchte sowie über die sehr eindrucksvolle Ansprache des noch jungen Bürgermeisters von Maroldsweisach. Den Abschluss des ersten offiziellen Teils bildete die feierliche Überreichung eines gefüllten Wassereimers – natürlich mit zusätzlichem alkoholischem Inhalt zur Desinfektion – an unseren „Feuerteufel“ Karl Weigel, damit er bei dem noch anstehenden Feuerwerk etwa ausbrechende Brände wirkungsvoll bekämpfen könne. Außerdem wurde er auf das vorschriftsmäßige Vorhandensein von Brandsalbe, Jod und Pflaster hingewiesen und eindringlich ermahnt, mit seinem Feuerwerk nicht die ganze Burgruine Altenstein in die Luft zu sprengen, weil die auch im nächste Jahr dafür wieder herhalten soll. Um es vorwegzunehmen: er hielt sich daran und so wurde auch dieses Feuerwerk, der zweite offizielle Teil, ein voller Erfolg. Und sogar ein legaler, denn Manfred Wägenbaur, der 1. Vorsitzende des Arbeitsvorstands, ist natürlich im Besitz aller möglichen Sprengscheine und -lizenzen, so dass im wahrsten Sinne des Wortes nichts anbrannte.
Ein weiterer Höhepunkt des Festabends war die Präsentation der in Buchform zusammengefassten Erlebnisse unseres unvergesslichen Peter „Bonifazius“ Düttmann: „Wir kämpften in einsamen Höhen“. Er hatte sie kurz vor seinem Tod noch auf Band gesprochen und so stehen sie unverändert in diesem Buch und halten nicht nur die Erinnerung an den Menschen Peter Düttmann, sondern auch an die schwere Zeit, in die er mit unzähligen anderen hineingeboren worden war, wach.
Noch lange saßen alte und junge Teilnehmer des Treffens zusammen; die kleine Sonderausstellung der TG 52 wurde eingehend bewundert und insbesondere unsere jungen Freunde, teils aus Polen und Tschechien, stellten Modellflugzeuge vor, bei deren „Finish“ man nur staunen konnte. Es wurde viel Literatur gewälzt und es ist schon seltsam, dass auch nach mehr als 50 Jahren immer noch Einzelheiten bekannt werden, die vorher niemand kannte. Wir wünschen uns, dass diese jungen Leute die Erinnerung an jene Zeit lebendig halten, wenn wir Älteren einmal nicht mehr sind. Dass in diesem Zusammenhang unsere „Alten“ unzählige Male ihre Namen in Bücher und manchmal sogar auf die Tragfläche eines Flugzeugmodells schreiben mussten, ist ein festes Ritual und gehört einfach dazu. Eine Zusammenfassung dieser „Autogramme“ als Widmung in Peter Düttmanns Buch ging als kleiner Gruß an unseren ungarischen Fliegerkameraden Thomas Bencsó, der leider schon seit einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nach Altenstein kommen kann. Er hat sich inzwischen beim Berichterstatter telefonisch sehr herzlich für diese Überraschung bedankt und bittet, auf diesem Wege alle alten Kameraden herzlich zu grüßen.
Wie schon der Begrüßungsabend am Freitag klang auch der Festabend in einer langen Nacht aus und zwar ohne Folgen auch für die „Eiserne Runde“, was die stramme Haltung beim Frühstück am nächsten Morgen eindeutig bewies. Mit herzlichem Abschied gingen wir auseinander und freuen uns jetzt schon, wenn es im September 2003 wieder heißt: „Auf nach Altenstein!“
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