Über den Jagdflieger Hans Joachim Marseille

Über den Jagdflieger Hans Joachim Marseille, auch ehemaliger 52er, ist schon viel berichtet und veröffentlicht worden. Hauptsächlich natürlich aus seiner Zeit beim JG 27. Dort wurde er dann auch „ Der Stern von Afrika “. An Fotos von Marseille, gibt es immerhin noch etwas, von Dokumenten aber leider nur noch ganz wenig.
( ehem. Luftwaffenmuseum Uetersen und dort Diebstahl – des Nachlasses- Marseille. –  Bisher nichts mehr daraus aufgetaucht.)

Offizielle Trauerkarte von 1942,Scherl Verlag Bln

Offizielle Trauerkarte von 1942,Scherl Verlag Bln

Im Herbst 1940 kam er über die I./LG2 zur II./JG52

Das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse erhielt er noch beim JG 52, für seine ersten 5 Luftsiege, bei der Luftschlacht um England. Bis zu seiner Zwangsversetzung durch Oltn. Johannes Steinhoff, kam Marseille noch auf 7 bis 9 Luftsiege. ( dies ist leider nicht mehr genau dokumentierbar.) Er hatte damals zumindest die gleiche Abschußzahl wie Steinhoff, dieses aber doch in viel kürzerer Zeit erreicht.

Dazu haben wir nun einen ganz besonderen Leckerbissen aus der Historie des JG 52 anzubieten! Es handelt sich um 3 Seiten Originaldokumente über Hans Joachim Marseille, während seiner  Zeit beim JG 52 Ende 1940 am Kanal.

Beurteilung Marseille

Beurteilung Marseille

Auszug aus dem Strafbuch

Auszug aus dem Strafbuch

Auszug aus dem Strafbuch Seite 2

Auszug aus dem Strafbuch Seite 2

Das Besondere Dokument

Auszüge aus der Beurteilung vom 11.12.1940,

des Fähnrich H. J. Marseille, anlässlich des  Antrages für die Beförderung zum nächst höheren Dienstgrad.

 

„Gute geistige und Körperliche Anlagen.

Frischer selbstbewusster Charakter. Er ist durchaus  bestrebt, die an ihm in den vorliegenden Beurteilungen ausgestellten Mängel mit Erfolg abzustellen und auszugleichen.  Seine Haltung gegen-über Vorgesetzten gibt zu keinen Beanstandungen Anlaß. Im Umgang mit Uffz. Der Staffel ist M. Kameradschaftlich. “

 

Dienstliche Verwendung: Flugzeugführer ( Schwarmführer )

Kenntnisse und Leistungen: Der Fhr. M. war bei der Staffel nur fliegerisch eingesetzt. Er hat sich bei allen Englandeinsätzen, die er mit der Staffel flog, bewährt. Er zeigt beim Fliegen Einsatz-freudigkeit, Umsicht und Zuverlässigkeit.

 

Führung: sehr gut

Strafen: siehe Strafbuchauszug

( Unterschrift Resch – Oltn. u. Staffelkapitän )

 

Auszug aus dem Strafbuch der 6./JG52

 

  1. Eintrag:  Lfde. Nr. 1,

am 14.9.1939, verhängt durch L.K.S. ( Luftkampfschule) Fürstenfeldbruck, Flg. Kp.,

 

„ Strenger Verweis“ , vollstreckt am 5.9.1939.

Grund: Weil er am 4.9.39 den Unterricht gestört hat, und von dem Lehrer zur Ordnung aufgerufen, diesem gegenüber eine ungebührliche Antwort gegeben und ein ungebührliches Benehmen an den Tag gelegt hat.

 

  1. Eintrag:  Lfde. Nr. 2,

am 17.11.1939, verhängt durch Flgz. Fhr. Schule

( Flugzeugführerschule)  A/B Flg. Kp.,

 

„ 3 Tage gelinder Arrest “ ,vollstreckt am 21.11. bis 24.11.1939.

Grund: Weil er sich am 6.11.1939, anlässlich eines Überführungsfluges eigenmächtig einen Tag Urlaub verschafft hat. – Bemerkung: Vorfall kam erst am 16.11. zur Kenntnis der Kompanie.

 

  1. Eintrag:  Lfde. Nr. 3,

am 14.2.1940, verhängt durch Flgz. Fhr. Schule

( Flugzeugführerschule)  A/B Flg. Kp.,

 

„ 5 Tage Stubenarrest “ , vollstreckt am 15.2. bis 20.2.1940.

Grund:  Weil er am 10.02. 1940 im Dienst einem Fhj. Gefr. gegenüber den Ausdruck „ Du duslige Sau “ gebraucht hat.

Bemerkung: Strafausführung  durch Vernehmungen verzögert.

Zusammenfassung:

Aus  Disziplinargründen wurde aus dem Jagdflieger  Hans Joachim Marseille der  älteste  Fähnrich der damaligen Wehrmacht. Mit seinen fast unglaublichen jagdfliegerischen Erfolgen, brachte er es dann dennoch zum jüngsten Hauptmann der Wehrmacht.

Dazu ein Beispiel: Am 1.9.1942 schoß er an der Alamein-Front in drei Einsätzen 17 englische Jäger ab, 8 davon innerhalb von 10 Minuten! Eine Leistung, die auf der ganzen Welt keinem anderen Flieger auch nur annähernd gelang!

Am 8. Sept.1942 starb er unbesiegt den Fliegertod.

Mit ihm starb der „ unerreichte Virtuose unter den Jagdfliegern “, wie der General der Jagdflieger Adolf Galland ihn einmal benannte.

Wenn man heute seine Beurteilung/Strafbuchauszug liest und versucht zu verstehen, kommt man doch etwas verwundert  vom Ergebnis her gerne zu einem liebevollen,  zum Ende aber zu einem mit leidenden  Lächeln.

® – M.H.H.W.

Geschwader-Marsch
Me 109