1945

Montag, 1. Januar 1945

llI. Gruppe: Leutn. Karl Gratz, übernimmt als Kapitän die 10. Staffel. Im Herbst 1941 kam er als Unteroffizier zur 8.Staffel und wurde nach 54 Luftsiegen am 1.7.1942 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Ende 1942 als Jagdlehrer zur JGrp. Ost kommandiert wird er im März 1943 zur 11 ./JG 2 an den Kanal versetzt. Nach einem Jahr kehrt Gratz mit 17 Westabschüssen wieder zum Geschwader zurück.

Dienstag, 2. Januar 1945

ll. Gruppe: Etwa ab 09.00 Uhr starten die Staffeln von Veszprem zum Überführungsflug nach Babolnapusta das nach ca. 20 minütiger Flugzeit erreicht wird. Die 7.Staffel startet um 10.50 Uhr von Chör aus zur Überführung nach Babolna­pusta und fällt dort gegen 11.20 Uhr ein. Bereits um 12.00 Uhr startet Major Barkhom mit der Gruppe zur freien Jagd in den Raum südlich Gran. Ohne Ver­luste ‚ aber mit 7 Luftsiegen kehren sie zurück. Barkhom: 2 lL-2 u.1 Jak 9 ist 290-292. Lipfert: 1 La 5 u.1 Jak 9 ist 167. u. 168. Ewald: 1 La 5  u. 1 Jak 9 ist  50. u. 51.

Mittwoch, 3. Januar 1945

l. Gruppe: Leutn. Leonhard Färber, Führer der 3.Staffel, startet mit Fähnr. Leisebein zur freien Jagd. Da sich kein lwan am Himmel sehen läßt, fliegen beide Tiefangriffe auf LKW-Kolonnen. ll. Gruppe: Erfolgreicher Tag für Major Barkhom, mit 4 Luftsiegen (2 IL-2 und 2 Jak 9) nähert er sich der magischen Zahl 300.

Sein ehemaliger Schüler “Esau“ Heinz Ewald hat bei 2 Einsätzen 5 Abschüsse (52.- 56.) und ist damit der Tagessieger.

Donnerstag, 4. Januar 1945

ll. Gruppe: Es ist vollbracht. Bei den Einsätzen des heutigen Tages erzielt der Kommandeur 4 Luftsiege und erreicht nach Hartmann die magische Zahl von 300 Luftsiegen. Aus den Berichten ist nicht ersichtlich, ob ein oder mehrere Ein­sätze von ihm geflogen wurden. Von der 6.Staffel startet Hauptm. Lipfert mit Obfhr. Prokoph als Rottenflieger etwa um 8 Uhr von Babolnapusta zur freien Jagd.

Sie treffen auf einen Verband IL-2 und Lipfert schießt südlich und südwestlich von Taujan je eine lL-2 ab. Luftsieg 169 und 170. Leutn. Ewald startet in der Rotte um 09.30 zur freien Jagd in den Raum südlich von Gran. lm Luftkampf mit einer Übermacht gelingt es ihm eine La 5 abzuschießen. Es ist sein 57. Luftsieg. Kurz nach dem Start von Ewald ist Hauptm. Lipfert noch einmal zum Feindflug gestartet. Bei diesem Einsatz gelingt es ihm, eine Jak 9 nordwestlich Bieske abzuschießen. Anschließend hat er einen Kurvenkampf südöstlich Tardos auf Biegen und Brechen mit einer La 5. Der Russe, ein exzellenter Jagdflieger, wird von Lipfert nur durch seine größere Erfahrung besiegt. Diesen 172. Luftsieg wird er nicht so schnell abhaken.

Freitag, 5. Januar 1945

ll. Gruppe: Major Barkhom kehrt mit dem 301. Luftsieg, einer La 5, vom Feindflug zurück. Leutn. Esau, 6. Staffel, startet um 13.35 Uhr zum Feindflug. Aber 25 Minuten später ist er schon wieder zurück. Was ist die Ursache? Ein Teil der Motorverkleidung ist im Flug abgerissen.

Samstag, 6. Januar 1945

ll. Gruppe: Leutn. Ewald startet um 13.10 Uhr vom Platz Babolnapusta zur freien Jagd in den Raum Bieske. Nicht wie sonst mit der “gelben 3“, die ist auf Grund des gestrigen Vor-falls noch in der Reparatur, sondern mit der “gelben 8“. Es kommt zum Luftkampf mit 8 La-5, in dessen Verlauf er seinen 58.Abschuß erzielt. Mit dem Abschuß einer IL-2 am Nach-mittag, kann Uffz. Anton Kellmayer, 7. Staffel, seinen ersten Luftsieg, eine lL-2, verbuchen. Obfw. Albert Mahr, FF 5. Staffel, verletzt. Näheres nicht bekannt.

 

Sonntag, 7. Januar 1945

l. Gruppe: Die Wetterbedingungen sind nicht gerade ideal, aber trotzdem fliegt zumindest Leutn. Färber mit der 3.Staffel Tiefangriffe auf einen russischen Feldflugplatz.

ll. Gruppe: Die 6.Staffel hat den Auftrag Begleitschutz für einen kleinen Verband Ju 87 in den Raum Gran zu fliegen. Einige Rotten der 7. Staffel fliegen freie Jagd im Raum Stuhlweißenburg ohne Feindberührung.

lll. Gruppe: Leutn. Viktor Petermann, der nach Wiederherstellung Fronttauglichkeit mit Armprothese, im Stabs-schwarm der lll. Gruppe geflogen ist, übernimmt als Kapitän die 10. Staffel.

Montag, 8. Januar 1945

ll. Gruppe: Bei äußerst schlechter Wetterbedingung, alles grau in grau mit tiefen Wolken, startet Hauptm. Lipfert mit seinem “Leibgardisten“ Obfhr. Josef Prokoph auf einen gemeldeten Boston-Verband in den Raum Stuhlweißenburg. Trotz des widrigen Wetters gelingt es ihm um 14.13 und 14.18 Uhr je eine Boston abzuschießen. Luftsieg 173 und 174. Übrigens soll Prokoph auch eine Boston abgeschossen haben, was Lipfert aber nicht bezeugen konnte. Gefr. Wilfried Nolte, 5. Staffel, wird um 09.36 Uhr im Luftkampf mit einem Verband russischer Jäger am Flugplatz Stuhlweißenburg abgeschossen und ist seitdem vermißt. Bf 109 G-14/U 4 “Schwarze 9“. Mitte März hätte er sei­nen 20. Geburtstag feiern können.

Mittwoch, 10. Januar 1945

l. Gruppe: Von Einsätzen der Staffeln sind nur wenige aussagende Unterlagen vorhanden. Von der 3. Staffel wird berichtet, daß sie am heutigen Tag, wiederum ohne eigene Verluste, Tiefangriffe auf einen russischen Feldflugplatz geflogen hat.

Donnerstag, 11. Januar 1945

l.Gruppe: Von Radlow aus starten gegen 13.30 Uhr einige Maschinen der 3. Staffel zur freien Jagd. Nach etwa einer Stunde kehren sie ohne Feindberührung wieder zurück.

Freitag, 12. Januar 1945

ll. Gruppe: Trotz des schlechten Wetters, Sicht keine 300 m, kommt der Befehl zum Begleitschutz für einen Verband von ca. 40 He 111 und Ju 52 nach Budapest.

Alle Hinweise von Hauptm. Lipfert auf das Wetter und den Folgen für die Jägerpiloten ohne jegliche Blindflugausbildung, werden vom Korps nicht akzeptiert. Um 14.40 Uhr starten Lipfert und Ewald mit je einem Schwarm zum Einsatz.

Als bei Lipferts Maschine starke Motorstörungen auftreten muß er den Start abbrechen. Ewald übernimmt die Führung. Sie treffen den Verband und bringen ihn ohne Feindberührung zurück. Auf dem Rückflug zum Platz kommt es noch zum Luftkampf mit Airacobras, der unentschieden aus geht.

Aber dann kommt, was bei dieser Wetterlage kommen mußte und vor dem Start befürchtet wurde. Sie finden den Platz nicht mehr. Um 15.45 Uhr landen sie mit den letzten Tropfen Sprit auf dem kleinen Feldflugplatz Guta und bleiben dort über Nacht.

Samstag, 13. Januar 1945

ll. Gruppe: Nach dem Mensch und Maschine versorgt waren, startet “Esau“ mit seinen Mannen gegen 12.00 Uhr zum Heim­flug, verbunden mit ein bißchen freie Jagd. Nach einem kleinen und erfolglosen Scharmützel mit einigen Jak 9 lan­den sie nach einer Stunde wieder in Babolnapusta.

Sonntag, 14. Januar 1945

l. Gruppe: Am Morgen gegen 08.40 Uhr starten Maschinen der 3. Staffel zu Tiefangriffen auf russ. Stellungen. Uffz. Rieder muß wegen einem Flaktreffer im Motor auf eigenem Gebiet bauchlanden. Er übersteht das Ganze ohne nennens­werte Blessuren.

ll. Gruppe: Gegen 11.20 Uhr startet eine Rolle der 7.Staffel mit Uffz. Kellmayer zur freien Jagd und Wettererkundung. Noch vor dem Mittagessen fliegt Hauptm. Lipfert freie Jagd im Raum Muszla. Dort kommt es zum Luftkampf mit Jak 3, in dessen Verlauf er um 12.11 Uhr 2 km nordwestlich Muszla eine abschießt und damit die stolze Zahl von 175 Luftsiegen erreicht. Um 12.50 Uhr startet Leutn. Ewald zur Wettererkundung und freien Jagd und kehrt nach einer Stunde, ohne einen bösen Feind gesehen zu haben, wohlbehalten zurück. Es ist etwa 14 Uhr, als Lipfert nochmal zur freien Jagd in den Raum Muszla startet, und siehe, die “anderen“ sind auch schon da. Mit seiner Erfahrung aus über 600 Feindflügen geht er an die Sache ran und schickt um 14.36 Uhr eine Jak 3 nach unten, die 1km südwestlich von Muszla auf­schlägt. “Esau“ hätte auch gerne eine Kerbe mehr am Abschußstock und startet um 14.55 Uhr zur freien Jagd in den Raum südlich von Gran. Dort ist vieles zu sehen, nur keine “Roten Jäger“ und ihre “Schlächter“. So macht er sich, ein bißchen mißmutig, auf den Heimweg.

 

Montag, 15. Januar 1945

l. Gruppe: Fw. Heinz Eckstein, 3. Staffel, wird im Luftkampf mit russ. Jägern abgeschossen und macht ca. 8 km südwestlich von Tamow eine Bauchlandung. Leicht verletzt wird er ins Ortslazarett von Oppeln eingeliefert. Bf 109 G-14 Werknr. 461 318 “Gelbe 1“.

Die auf dem Platz Radlow liegende 2. und 3. Staffel müssen, vor den herannahen-den Russen, fluchtartig den Platz räumen und landen in Krakau.

II .Gruppe: Major Gerhard Barkhorn wird als Kommodore zum Jagdgeschwader 6 versetzt. Am 1. August 1940 kam er als Ltn. zur 6. Staffel und verläßt nun nach 1.629 Tagen Zugehörigkeit die ll. Gruppe und das Geschwader.  Den  1.  Luftsieg   machte  er  am  2.  Juli  1941. Den letzten und 301. vor einigen Tagen.

Dienstag, 16. Januar 1945

l. Gruppe: Verlegung von Krakau nach Udetfeld nördlich von Kattowitz/ Oberschlesien. Uffz. Hans Walter vom Gruppenstab, stößt beim Start mit der Bf 109 G-14 Werknr. 512 135 (FF unverletzt) zusammen und stürzt am Platzrand tödlich ab. Bf 109 G-14 Werknr. 510 902 <2+.

Die Bodenteile machen sich zur gleichen Zeit auf den Weg. Auf den winterlichen, durch Transportkolonnen in bei­den Richtungen verstopften Straßen, ist kaum ein vorwärtskommen.

ll. Gruppe: Ltn. Ewald startet um 10.50 Uhr zur freien Jagd in den Raum südlich Gran. Im Luftkampf mit 4 La 5 schießt er seinen 59. Gegner ab. Zur Mittagszeit hat die 6. Staffel Luftkampf mit russ. Jägern. Uffz. Bernhard Kiedrowitz wird hierbei gegen 12.10 Uhr ca. 6 km östlich von Nagyigmand/ Ungarn tödlich abgeschossen. Bf 109 G-14/U 4 Werknr.511 245 “gelbe 3“. Abschuß einer La 5 um 12.17 Uhr nördlich Budaörs durch Hauptm. Lipfert. Es ist der 177.

Nach dem Mittagessen und “wohlgenährt“ startet um 13.40 Uhr Leutn. Ewald im Schwarm zum Begleitschutz für einen He 111 Verband nach Budapest. Im Verlauf des Einsatzes kommt es zum Luftkampf mit ca.12 bis 16 Jak 9 bei dem er seinen 60. Abschuß macht. Nach der Landung um 14.40 Uhr erfolgt die obligatorische “Feierstunde“. Hauptm Helmut Lipfert bisher stellv. Grp. Kdr. unterschreibt jetzt Meldungen (WAST) als Gruppenkommandeur.

Donnerstag, 18. Januar 1945

l. Gruppe: Zumindest die 3. Staffel verlegt am Nachmittag von Udetfeld, nach Nieder Ellguth bei Gogolin, Kreis Gr.Strehlitz/ Schlesien. Auf dem Überführungsflug kommt es zum Luftkampf in dem Fähnr. Leisebein als Rottenflieger von Ltn. Färber seinen ersten Luftsieg, eine Pe-2, erringt.

ll. Gruppe: Am Nachmittag, kurz nach 15 Uhr startet die Gruppe von Babolnapusta zum Überführungsflug und landet nach 20 Minuten in Veszprem, nördlich vom Plattensee.

Mit auf dem Platz liegt, seit November 1944, die I. /JG 53 unter Major Harder, sowie der Stab JG 76 mit Major Düllberg, und die ungarische Jagdgruppe 101. Die l./JG 53 hat natürlich auf Grund ihrer langen Belegung (Anfang November1944) alle verfügbaren Bequem­lichkeiten, wie z.B. Privatquartiere, in denen die Flugzeugführer wohnen, Kasinos und Kantinen für sich belegt.

Die Flugzeugführer und das Bodenpersonal der II./52 “wohnen“, wie seit “ewigen Zeiten“ in einfachen Zelten. Trotz aller Unbequemlichkeiten gegenüber der I./53, sind in der Zeit der gemeinsamen Platzbelegung, die 52er die weitaus erfolgreicheren.

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